Wo Steinböcke, Gämsen und Adler zuhause sind: Mit dem „Schneeschuh-Ranger“ in Osttirols Outback. Geführte Touren durch die weißen Weiten des Nationalparks Hohe Tauern…
„Anfangs hat man uns ausgelacht“, erinnert sich Andreas Angermann. Als die Ranger im Nationalpark Hohe Tauern vor gut zehn Jahren Schneeschuhe kauften, um Gäste auf den suppentellergroßen Untersätzen durchs Gelände zu führen, herrschte Skepsis. Warum nicht gleich mit Tourenskiern starten und sich talwärts mit der rasanten Tiefschneeabfahrt belohnen? Inzwischen jedoch haben auch viele Einheimische den Schneeschuh für sich entdeckt. Denn dieser sanfte Wintersport verbindet Einsamkeit, Romantik und Naturerlebnis wie kein zweiter. „Wir kommen an Plätze, die man sonst nicht erreichen kann“, sagt Andreas Angermann, der in Osttirols Outback längst mit Gams und Steinbock per Du ist und nie ohne Fernglas und Spektiv aufbricht. Geführte Streifzüge bieten er und seine zehn Kollegen beinahe täglich an. Dazwischen liegen maximal 250 entspannte Höhenmeter, nicht mehr als zwei Stunden reine Gehzeit – und unvergleichliche Ausund Einblicke.
Ausgangspunkt von Andreas Angermanns Lieblingstour ist der Parkplatz vor dem Lucknerhaus in Kals, das auf 1.920 Metern liegt. „Die meisten Neulinge laufen zu breitbeinig los“, beschreibt er den Kardinalfehler, der erfahrungsgemäß schnell ausgemerzt ist, weil sich diese Gangart als sehr kräftezehrend erweist. In Serpentinen führt der Ranger durch den Lärchenwald bis zur Baumgrenze, die steilen Felswände der Glocknergruppe im Visier. Hier ist mit rund 200 Steinböcken die größte Einzelpopulation der stolzen Bergziegen in ganz Osttirol zuhause. „Man sieht sie auch“, verspricht Andreas Angermann, stellt in aller Ruhe sein Spektiv mit 60-facher Vergrößerung auf und verteilt hochwertige Ferngläser. Alle Touren sind mit der Jägerschaft abgesprochen, die Ranger halten gebührenden Abstand, um das Wild nicht zu stören. Damit die Bilder fürs Fotoalbum zuhause dennoch beeindruckend werden, zeigt Andras Angermann, wie man mit der Digitalkamera durchs Spektiv fotografiert.
Eine „Gams-Garantie“ kann der Ranger fürs Defereggental rund um St. Jakob abgeben. In dieser Gegend fallen die Temperaturen im Winter oft auf minus 20 Grad und niedriger. Trotzdem sieht man nicht selten Rudel mit 20 bis 40 Exemplaren. „Es ist windstill in dem Tal, die Kälte ist trocken, daher gut auszuhalten“, weiß Andreas Angermann und läuft halt einen Schritt schneller, wenn die Gäste dennoch frieren sollten. Bevor Gämsen ins Blickfeld geraten, macht er einen Ausflug in die Lawinenkunde, erklärt die Spuren von Marder, Fuchs und Co. und sorgt für Aha-Erlebnisse, wenn er seinem Bildungsauftrag als Nationalpark-Ranger nachkommt: Warum die Läufe der Schneehasen größer sind als die der Feldhasen? Weil er sich angepasst hat und ähnlich wie der Schneeschuhgänger mit größeren Untersätzen unterwegs ist. Die ärgste Gefahr für den Schneehasen ist übrigens der Adler. Insgesamt gibt es 45 Pärchen im Nationalpark, jedes davon beansprucht mindestens 45 Quadratkilometer Revier. „Wir sind hier voll besetzt“, sagt der Ranger, für den nicht der König der Lüfte, sondern das Erspähen eines der seltenen Bartgeier längst das größere Erlebnis ist.
Besonderes Highlight für Romantiker sind die Mondscheintouren. Der dreistündige Ausflug ins Märchenland beginnt abends an der Talstation des Faschingalmliftes im Lienzer Skigebiet Zettersfeld. Durch Fichten- und Lärchenwald folgt der Ranger den Tierspuren, zwischendurch ruft der Kautz, ein Fuchs bellt. Der Mond taucht die Szenerie in magisches Licht, schemenhaft erkennt man die Schobergruppe, zu der 53 Felsgiganten gehören, die über 3.000 Meter hoch in den Himmel aufragen. Andreas Angermann erklärt, wie sich die Gäste am Sternenhimmel orientieren können, zeigt vom Großen Wagen bis zum Polarstern. Und nimmt anschließend Kurs auf die Naturfreunde-Hütte am Zettersfeld. Jagatee oder Glühwein zum Aufwärmen, dann geht es zurück auf dem direkten Weg. Beim Anschnallen der Schneeschuhe ist der Ranger selbstverständlich behilflich: „Dass da bloß nix schief geht“, sagt er. Übrigens: Wenn kein Vollmond ist, genießen Urlauber die abendliche Schneeschuh-Romantik mit Laternen in der Hand.
Über Osttirol: Osttirol mit der Bezirkshauptstadt Lienz und 32 Gemeinden gliedert sich in vier Regionen: Die Nationalpark-Region Hohe Tauern und das Defereggental im Norden, die Lienzer Dolomiten im Südosten und das Hochpustertal im Südwesten. Staufreie und winterfeste Anfahrt über die Felbertauernstraße; Ski & Fly mit dem Airportshuttle vom Flughafen Klagenfurt bzw. Innsbruck nach Osttirol.
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