Am 5. und 6. Dezember verwandeln sich Breitenbachs Männer in düstere Gestalten, die von einer schaurigen Hexe angeführt durch das Dorf ziehen. Das „Peaschteln“ ist aber mehr als ein reines Freizeitvergnügen junger Bauern. Der Brauch hält das ganze Dorf in Atem und hat längst auf die Kinder übergegriffen.

Die Perchtenzeit in Breitenbach gehört dank uraltem Brauchtum zu den aufregendsten Tage im Jahr. Keine Wunder, denn im Rahmen eine alte Tradition, an der sich auch Kinder und Jugendliche beteiligen, ziehen die Peaschtel von Haus zu Haus. Dabei tritt der Großteil der Kinder nicht zum ersten Mal auf. Viele haben bereits im zarten Alter von vier Jahren mit dem „Peaschtln“ begonnen. Das verwundert auch nicht, gilt diese Zeit in Breitenbach doch insgeheim als Staatsfeiertag, denen sich kein Einheimischer entziehen kann.

Am 5. und 6. Dezember treiben im ganzen Land Teufel, Hexen und Perchten ihr Unwesen. In Breitenbach und den Nachbarorten Angerberg und Mariastein im Alpachtal liegt die Wiege von diesem schaurigen Brauchtum. Das zumindest behaupten die Breitenbacher, die sich beim „Peaschtl-gehen“ streng an überliefertes Wissen halten. Von Plastiklarven und Feuerzauber, wie es sie allerorts gibt, hält man hier gar nichts. Stattdessen trägt man originale Holzmasken und Bratschengewänder.

Alter Brauchtum – strenge Regeln, alte Rituale

Uralte Rituale zeichnen das Treiben aus. Schon um 1900 ist in Überlieferungen von den „Peachsteln“ die Rede. Damals vollzogen sie johlend ihre Luftsprünge. Heute tragen die Männer bis zu 100 Kilo schwere Maisbratschen-Gewänder. Glocken, leere Benzinkanister und Holzschlägel sorgen für die von weitem hörbaren Tommel-Rhythmen, die durch Mark und Bein gehen. Nach uralter Sitte ziehen die „Peaschtel Passen“, wie die Truppen mit bis zu 30 Mann und mehr genannt werden, angeführt von ihrer Zeremonienmeisterin der Hex von Bauernhof zu Bauernhof.

Dabei gibt es strenge Regeln. Alle Häuser werden in traditioneller Reihenfolge betreten. Die Hex voraus, dann die Trommler und die Blaser, zum Schluss die Hupfer mit ihren Glocken. Beim Verlassen des Hauses ist die Hex die Letzte – sie muss  noch zusammenkehren, um das Haus vor bösen Geistern zu reinigen. Die neu ankommende Pass musiziert so lange vor dem Haus, bis die Hex der anderen Pass nach draußen kommt. So kann es schon mal sein, dass an einem Tag gut 20 Passen ein Haus aufsuchen. Eine andere Tradition halten die Passen hoch: Wenn man an der Kirche vorbeikommt, herrscht Ruhe. Das augenscheinlichste Merkmal dieser „Passen“ sind jedoch ihre auffälligen Holzmasken, die Schnitzlegenden des Ortes mit viel Geduld und Erfahrung schufen.

Rund um die Peaschtel-Masken

Früher war es Tradition, dass junge Männer mit dem Eintritt in den Ehestand das „Peaschteln“ aufgegeben haben. Heute geht man so lange man kann und möchte. Besonders stolz ist man daher auf die Jugend, die die Tradition der Alten so unverfälscht fortsetzt. Während sich im Dorfzentrum die Erwachsenen tummeln, findet man die Kinder-Passen vor allem bei den entlegenen Bauernhäusern, wie den Dattl-Hof. Hier wohnt auch der Bildhauer und Maskenschnitzer Erich Ruprechter, der einen Großteil der urigen Masken herstellt. Aus einem Stück Zirbenholz fertigt er die urigen Vollholz-Fratzen. Die Hörner und Holzzähne werden nachträglich montiert. Dass ihm die Arbeit nicht so schnell ausgehen wird, zeigt sich bereits an der Beteiligung der „Peaschtl-Gemeinde“. Im letzten Jahr waren 48 Passen in Breitenbach unterwegs. Gut 600 Männer und Buben der 3.200 Seelen Gemeinde werden auch heuer wieder am Geschehen beteiligt sein. Um die Mittagszeit des 5.Dezember beginnt der traditionelle Perchtenlauf in Breitenbach.


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