Kristina und Claudia von spiritee travels sind Ende Juni in die Tiefen des Weitwanderns eingetaucht. Drei Tage, drei Etappen, 50 Kilometer und über 2000 Höhenmeter standen auf der Agenda – ohne Gepäcktransport! Zwischen Verzweiflung und Begeisterung ist dieser Weitwanderweg im Pillerseetal in den Kitzbühler Alpen trotzdem perfekt für Weitwanderbeginner.
Ich bin eine begeisterte Wanderin. So richtig hat es erst vor zwei bis drei Jahren angefangen. Davor hätten mich keine 10 Pferde freiwillig in die Berge bekommen. Schuld daran sind übrigens zahlreiche Schulwandertage, die man durchstehen muss, wenn man Mitten in den Alpen aufwächst. Doch wie gesagt, die Magie des Gehens hat mich wieder und so war ich natürlich sofort begeistert, als wir die Möglichkeit bekamen ins Pillerseetal inmitten der Kitzbüheler Alpen in Tirol zum Wandern zu fahren. Nach einer kurzen Recherche fand ich auch schon den Waiwi – den Weitwanderweg von Waidring zum Wildseeloder. Da ich nicht unweit von der Region aufgewachsen bin, kannte ich die Orte natürlich vom Namen her, doch vorstellen konnte ich mir nicht wirklich etwas. Trotzdem sprach mich dieser Weitwanderweg sofort an und für mich war klar: Den gehen wir!
Weitwandern erleben
Wenn man etwas zum ersten Mal macht, ist ja alles noch aufregender. So war auch dieser erste Weitwanderweg für mich sehr emotional. Wie wird es uns gehen? Werden wir es schaffen? Was passiert, wenn das Wetter nicht mitspielt? Wie sollen wir unser ganzes Gepäck drei Tage lang schleppen? Aber eigentlich hätte ich mir all diese Gedanken sparen können. Man braucht nicht viel zum Wandern. Die Schuhe hat man an, die Stöcke in der Hand und im Rücksack braucht man nur die Verpflegung, Wechselkleidung und eine Zahnbürste (und beim Waiwi unbedingt noch ein Handtuch und einen Bikini!). Mein 30-Liter-Rucksack war da vollkommen ausreichend und er war nicht mal ganz voll. Natürlich hatten wir das Glück, dass wir jede Nacht in einem tollen Hotel, beziehungsweise einer tollen Hütte untergebracht waren – das sparte uns den Schlafsack.
Waiwi: Inspiration Wandern pur
Wir hatten Wetterglück und Wetterpech in einem. Es war immer sonnig und beständig, aber auch heiß – sehr, sehr heiß mit über dreißig Grad an allen Tagen! Wir entschlossen uns daher, die einfache Variante zu gehen. Das bedeutet, dass wir die Alternativroute der ersten Etappe gingen, die uns nach dem Waidringer Hausberg zum Pillersee führte. Dort kühlten wir uns im kalten Nass (18 Grad!!!) ab. Dann ging es weiter nach St. Jakob im Hause, wo die erste Etappe zu Ende ist. Die nächste Etappe führte uns hinauf zur Buchensteinwand. Am Gipfel befindet sich das Jakobskreuz – ein 30 Meter hohes, dreidimensionales Kreuz, das man begehen kann. Dann geht man auf der anderen Seite hinab nach Fieberbrunn und es geht hoch zum Wildseeloderhaus. Dort übernachteten wir, nach einem Sprung in den Wildsee (13 Grad!!!), das zweite Mal. Normalerweise geht es dann am dritten Tag hinauf auf den Wildseeloder, doch da oben noch Schnee lag, entschieden wir uns als Alternative für eine Sonnenaufgangswanderung auf die Henne auf 2078 Meter. Das war vermutlich die beste Entscheidung der ganzen Wanderung!
Anfängerfreundlicher Weitwanderweg
Und wieso ist der Waiwi jetzt so gut geeignet für Anfänger oder Wanderer, die lieber auf Nummer sicher gehen? Weil man ihn ganz ausgezeichnet abkürzen kann. Besonders wenn man bei der Etappe 1 die Alternative geht. So kann man nämlich ab dem Pillersee oder St. Ulrich am Pillersee mit dem Postbus weiter nach St. Jakob fahren. Der Bus fährt zwar nicht sehr regelmäßig, aber wenn man es sich gut einrichtet, spart man sich so doch mindestens zwei Stunden Fußmarsch, wenn man nicht mehr kann oder mag.
Auch die zweite Etappe kann man sich etwas erleichtern, denn sowohl auf die Buchensteinwand als auch hoch zum Wildseeloder fährt eine Bergbahn. Wobei die Fieberbrunner Bergbahn nicht ganz bis hoch zum Wildseeloder fährt. Man fährt die zwei Sektionen hoch bis zum Lärchfilzkogel und dann braucht man noch ca. eineinhalb Stunden bis hoch zum Wildseeloderhaus.
Die letzte Etappe ist die kürzeste, aber auch diese kann man wieder mit der Bergbahn kürzen, sollten die Energiereserven schon knapp werden. Mann kann den Waiwi locker gehen, auch wenn man kein extremer Sportler ist. Doch ist es eine kleine Absicherung im Hinterkopf, dass man nicht komplett verloren ist, wenn einem auf der Strecke die Puste ausgeht. Uns haben diese Infos sehr geholfen, als wir uns mental auf unseren ersten Weitwanderweg vorbereitet haben.
Doch wie war es jetzt wirklich?
Es war einfach traumhaft! Wie gesagt, für mich gibt es nicht schöneres als in den Bergen unterwegs zu sein. Umgeben von Gipfeln und unter mir der Rest der Welt – das ist der Platz an dem ich alles loslassen kann. Meine Sorgen werfe ich am Weg ab, genauso wie alles, das mich belastet. Es ist befreiend, wenn ich dann oben am Gipfel stehe – nach 50 Kilometern wandern – der Sonne zuschaue, wie sie sich hinter den Steinbergen erhebt und mich die ersten Sonnenstrahlen in der Nase kitzeln. Das Gefühl, das mich dann überkommt, kann ich mit nichts beschreiben. So muss sich wahres Glück anfühlen. Das ist für mich die Magie des Gehens.